
Gebietsversammlungen 2024
18. Januar 2024
Sammelbestellung für Raubmilben gegen die Gemeine Spinnmilbe im Hopfen
23. April 2024Mit einer großen Flasche Bier bedankten sich Vorsitzender Stefan Gandorfer (l.) und der stellvertretende Geschäftsführer Sebastian Grünberger (r.) bei Thomas Sixt für den interessanten Vortrag.
Hopfenbaubetriebe für die Zukunft fit machen
Gasthaus Hillerbrand, Aiglsbach/Niederbayern. Das zweite Jahr in Folge mit schlechten Erträgen und miserablen Alphasäurewerten hat ein tiefes Loch in die Kassen der Hopfenpflanzer gerissen. Erschwerend kommen auch noch eine schlechte Marktsituation mit niedrigen Freihopfenpreisen und schlechte Aussichten für Vorverträge hinzu. „Hopfenanbauen ist nichts für Weicheier. Die Stimmung auf den Hopfenbaubetrieben ist zurzeit sehr angespannt“, fasste Vorsitzender Stefan Gandorfer bei der Mitgliederversammlung des Hopfenrings (HR) die momentane Situation zusammen.
Als deprimierend bezeichnete er außerdem die Politik, von deren Seite den Bauern teilweise ein eiskalter Wind um die Ohren weht. Als Beispiele nannte er zum Teil völlig übertriebene Umweltauflagen, wie „rote Gebiete“ und völlig fragwürdige Auflagen in Moorgebieten. „Wir brauchen weniger Kontrollen und Bürokratie sowie mehr Vertrauen in die produzierenden Betriebe und Auflagen, die jeder normale Landwirt lesen, verstehen und auch vernünftig umsetzen kann“, war er der Meinung. Denn die Hopfenbaubetriebe sollten für die nachfolgende Generation so attraktiv sein, dass junge Pflanzer auch in Zukunft noch mit Freude Hopfen produzieren können und auch wollen.
Um die bürokratischen Hürden bestmöglich zu meistern, unterstützt der HR seine Mitglieder mit einem breitgefächerten Beratungs- und Dienstleistungsangebot. „Unsere Berater sind nah an der Praxis und wissen, was die Pflanzer brauchen – in Sachen Pflanzenschutz, Düngung, energieeffiziente Ernte, Nachhaltigkeit und vieles mehr“, stellte Gandorfer fest.
„Der deutsche Hopfenanbau muss sich möglichst zügig an die Folgen des Klimawandels anpassen. Klimatolerante Hopfensorten, Bewässerung und Bodenmanagement sind in diesem Zusammenhang sicherlich die wichtigsten Handlungsfelder, die die gesamte Branche angehen muss“, betonte der stellvertretende HR-Geschäftsführer Sebastian Grünberger. Zu neuen Projekten, an denen der HR beteiligt ist, zählen das LfL-Modell- und Demonstrationsvorhaben „Humusaufbau im Hopfenbau“, die Erweiterung des bestehenden Trockiensubstanz- und Alphamonitoring um die klimatoleranten neuen Hüller Zuchtsorten „Tango“ und „Titan“, eine Ausweitung des LfL-Blattlaus- und Spinnmilbenmonitorings auf ein zusätzliches Mehltaumonitoring sowie ein neues System „Neutral Geprüften Pflanzgut“ für eine möglichst professionelle Fechsererzeugung
„Der Umfang der HR-Beratung konnte im vergangenen Jahr weiter ausgebaut werden“, informierte Grünberger und betonte, dass sich die Betriebe damit auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten können. Schwerpunkte liegen dabei auch im Pflanzenschutz, der Düngung, dem Qualitätsmanagement und der Energieeffizienz. Am Schluss ging er noch auf die Initiative von Hopfenpflanzerverband und Hopfenverwertungsgenossenschaft HVG ein, einen Bewässerungsverband Hallertau zu gründen. „Wir müssen jetzt die Chance nutzen, über einen Bewässerungsverband den Hopfenanbau in der Hallertau langfristig zu sichern.“
Im Moment umfasst der Hopfenring 1233 Mitglieder – davon 841 aktive Pflanzer, die 20562 ha Hopfenfläche bewirtschaften. Im letzten Jahr wurden 8118 Bodenuntersuchungen, davon 2780 Standarduntersuchungen bei 188 Betrieben und 3265 Nmin-Untersuchungen bei 658 Betrieben, durchgeführt. 44 Prozent der bayerischen Hopfenpflanzer nutzten das Angebot der einzelbetrieblichen Beratung im Hopfenbau und deutschlandweit wurden 40 Prozent der Betriebe vom Hopfenring beraten.
Im Rahmen der Neutralen Qualitätsfeststellung (NQF) führte der Hopfenring in allen bayerischen Hopfenanbaugebieten mit 45 saisonalen Mitarbeitern die Bemusterung von 9514 Proben durch. Aus der Ernte 2023 wurden vom HR 35284 Tonnen Hopfen zertifiziert. Drei Viertel der deutschen Hopfenfläche sind in Nachhaltigkeitssystemen der deutschen Hopfenwirtschaft registriert. 44 Prozent der bayerischen Hopfenpflanzer werden durch das HR-Beraterteam einzelbetrieblich beraten. Schließlich hob Grünberger zudem das umfangreiche HR-Beratungs- und Informationsangebot sowie die Serviceleistungen hervor.
Thomas Sixt, Doktorand an der TU München widmete sich in seinem Fachvortrag dem Thema „Pflanzenkohle: Grundlagen, Versuchsergebnisse und Einsatzpotentiale im Hopfenanbau“.
Foto & Text: Helga Gebendorfer